Die Tätigkeit der menschlichen Keimdrüsen – bei der Frau: Eierstöcke (=Ovar, Ovarien); beim Mann: Hoden (=Testis oder Testes) – wird von Hormonen (FSH und LH) gesteuert, die von der Hirnanhangsdrüse (=Hypophyse) gebildet und in die Blutbahn abgegeben werden.
Nach der Geschlechtsreife, d. h. nach dem Eintreten der ersten Monatsblutung reifen im Eierstock der Frau alle 4 Wochen mehrere Eizellen heran. Von den, in sogenannten Eibläschen (=Follikel) sich entwickelnden Eizellen (=Oozyten), gelangt meistens nur eine zur vollen Ausreifung.
Etwa in der Mitte des Zyklus kommt es zum Eisprung (=Ovulation) und die jetzt befruchtungsfähige Eizelle wird von einem Eileiter (=Tube) aufgenommen. Die Eizelle wandert in Richtung Gebärmutter (=Uterus).
Im Eileiter findet auch eine möglicherweise eintretende Befruchtung statt, wenn nach dem Geschlechtsverkehr dort befruchtungsfähige Samenzellen (=Spermien) vorhanden sind. Bei der Befruchtung, d.h. nach der Vereinigung von Ei- und Samenzelle, kommt es zur Verschmelzung der sich in der Eizelle und in der Samenzelle befindlichen mütterlichen und väterlichen Erbinformationen.
Mit der ersten Zellteilung als Ausdruck der vollendeten Befruchtung beginnt die Entwicklung zum Embryo.
Innerhalb von 4 Tagen wandert der Embryo in die Gebärmutterhöhle, um sich dann in der Gebärmutterschleimhaut (=Endometrium) einzunisten.
Entsteht daraus dann eine Schwangerschaft und ein neuer Mensch, so ist das nicht einfach ein jeweils halbes Spiegelbild seiner Eltern, sondern durch die Vermengung der Erbinformationen ein einzigartiges neues Individuum.
Die Hormonproduktion der Eierstöcke (insbesondere Östrogene und Gelbkörperhormon) ist untrennbar an die Eizellreifung gebunden.
Wenn im Leben einer Frau (meisten zwischen dem 45. und 55. Lebensjahr) alle reifungsfähigen Eizellen verbraucht sind, unterbleibt die Hormonbildung in den Eierstöcken. In der Folge kommt es bei der Frau zu der Erscheinung, die Wechseljahre genannt wird.
Während der fortpflanzungsfähigen Phase sind es zunächst die Oestrogene, die im Rahmen der Eireifung gebildet und in die Blutbahn abgegeben werden.
Die Oestrogene haben viele Zielorgane, die in ihrer Funktion auf dieses Hormon angewiesen sind. Im Rahmen der Fortpflanzung sorgen sie dafür, dass sich die Gebärmutterschleimhaut für die Einnistung einer ganz frühen Schwangerschaft aufbaut. Auch sorgen sie dafür, dass sich der Mukus (Schleim des Gebärmutterhalses) sich verflüssigt und für die Samenzellen – von wenigen Tagen vor der Ovulation bis wenige Stunden danach – durchlässig wird. Außerdem informiert der jeweilige Oestrogen-Blutspiegel die Hirnanhangsdrüse über den Stand der Eireifung.
Ist der Blutspiegel hoch genug, wird von der Hypophyse der Eisprung ausgelöst. Nach dem Eisprung bildet sich im Ovar der Gelbkörper, der noch zusätzlich das Gelbkörperhormon (=Progesteron) produziert.
Kommt es nicht zum Eintritt einer Schwangerschaft, geht nach etwa 14 Tagen die Produktion der Eierstockhormone zurück und die Monatsblutung tritt ein. Ein Zyklus dauert im Idealfall 28 Tage, wobei immer vom ersten Tag einer Periodenblutung bis zum Tag vor Eintritt der nächsten Periodenblutung gezählt wird.
Kommt es aber zum Eintritt einer Schwangerschaft, so beginnt diese schon auf der Wanderung im Eileiter Signalstoffe (=Hormone) abzusondern, die die Eierstöcke zur weiteren Hormonproduktion anregen. Der bekannteste Signalstoff ist das sogenannte hCG (Schwangerschaftshormon), das im Körper der Frau normalerweise nur während einer Schwangerschaft gebildet wird. Deshalb wird bei Schwangerschaftstesten dieses Hormon im Blut oder im Urin nachgewiesen.
Die Hormonbildung in den Eierstöcken bleibt während einer Schwangerschaft bestehen, bis der Mutterkuchen (=Plazenta) selbst in der Lage ist, diese Aufgabe zu übernehmen (etwa ab der 10. – 12. Schwangerschaftswoche).
Die Samenzellbildung in den männlichen Hoden ist ein ununterbrochen ablaufender Prozess.
Diese Funktion kann bis ins hohe Alter erhalten sein. Es sind ebenfalls die beiden Hypophysenhormone FSH und LH, die die Samenzellbildung beeinflussen. Jedoch gibt es beim Mann nicht diesen engen Zusammenhang zwischen Keimzellreifung und Hormonbildung.
Auf der anderen Seite ist das samenzellbildende Gewebe empfindlicher. Wenn es einmal, z. B. durch eine schwere Entzündung, oder dauerhaft erhöhte Umgebungstemperatur geschädigt wurde, erholt es sich häufig nicht mehr oder nur unzureichend.
Damit es zur Schwangerschaft kommen kann, ist aber nicht nur das richtige Funktionieren der Hormonbildung und –steuerung bei Frau und Mann wichtig. Es müssen ebenso die Geschlechtsorgane richtig angelegt sein. Auch darf es nicht zur Funktionseinschränkung, wie z. B. der Verklebung der Eileiter oder Samenleiter durch Entzündung gekommen sein.