Rauchen

Welchen Einfluß hat Rauchen auf die Fruchtbarkeit?

Dass das Rauchen die Gesundheit des Rauchers schädigt und einem Kind im Muterleib nachhaltig schadet, weiß jeder!

Darüber zu diskutieren hat also keinen Sinn.

Denn Kinder schwangerer Raucherinnen haben ein niedrigeres Geburtsgewicht, als die Neugeborenen von Nichtraucherinnen.
Und dass diese im Vergleich sowieso schon Benachteiligten mit ihrer Geburt in den ‚kalten Nikotinentzug’ geworfen werden – oft mit tagelangem Schreien – nehmen die Mütter in Kauf. D.h. eigentlich, dass sie ihren Kindern ‚zwangsweise’ das abverlangen, was ihnen selbst nicht gelungen ist!?

Da ist doch der oft gehörte Satz, bei denjenigen, die schwanger werden wollen, „wenn ich schwanger bin, höre ich sofort auf zu rauchen“ eigentlich eine gute Einstellung, denn sie macht deutlich, dass das Problem erkannt worden ist: „meinetwegen schade dir selbst, aber nicht einem Wesen, dass darüber nicht eigenständig entscheiden kann“!?

Doch ist das wirklich der Weisheit letzter Schluss? Gibt es nicht eigentlich auch einen vernünftigen Grund sich Gedanken über dieses Problem zu machen, BEVOR man schwanger wird?

Und – wie steht es mit denjenigen, die sich sehnlichst ein Kind wünschen, bei denen es aber von alleine nicht klappt und die dabei Raucher/innen sind? Wieso soll das ein Thema sein, wo es doch genügend Beispiele von Frauen gibt, die Raucher/innen sind und dennoch problemlos Kinder bekommen…?

U.a. geben darauf zwei neue Studien, die im September 2010 in Europas führendem Medizinischen Journal Human Reproduction erschienen sind, Antwort.

1. Es ist eine bekannte Tatsache, dass die Kinder, die aus Eizellen entstanden sind, die zum Zeitpunkt der Befruchtung (also VOR dem Bekanntwerden einer Schwangerschaft!) Nikotin und anderen Giftstoffen aus der Zigarette ausgesetzt waren, für den Rest ihres Lebens ein signifikant erhöhtes Krebsrisiko haben.
Nun wurde darüber hinaus aber herausgefunden, dass das Rauchen in der sehr frühen Schwangerschaft (also meist BEVOR die werdende Mutter dies weiß!) dazu führt, dass die Anzahl der Keimzellen, also der Zellen, aus denen sich später Eizellen und Spermien in den Eierstöcken und Hoden der heranwachsenden Kinder entwickeln, durchschnittlich um fast die Hälfte (41%!) vermindert ist.
Dieser Effekt war umso stärker (bis zu 55%), je stärker geraucht wurde.
Dass heißt nichts anderes, als dass diese Kinder in ihrem eigenen Leben mit einer herabgesetzten eigenen Fruchtbarkeit zu kämpfen haben werden, da ihr Vorrat an Eizellen, oder Spermien schneller erschöpft ist…

Die ersten Wochen der Embryonalentwicklung sind die kritische Phase besonders bezüglich der Differenzierung der Geschlechtsorgane und es ist anzunehmen, dass die zellulären Fehler des werdenden Menschen die hier entstehen, nicht mehr behoben werden können und sich für den Rest des Lebens nachhaltig negativ auswirken.

2. Die zweite Studie kommt sogar aus dem Saarland und beschäftigt sich mit der männlichen Seite und seiner durch starkes Rauchen eingeschränkten Fruchtbarkeit.

Es wurde die Konzentration von zwei Protaminen und deren Verhältnis zueinander untersucht: einmal bei Rauchern (>20 Zigaretten/Tag) und einmal bei Nichtrauchern.
Protamine sind Eiweiße, die nur in den Hoden vorkommen und notwendig sind, um eine gut funktionierende Chromatin (Chromatin = Komplex aus Eiweiß und DNA) Kondensation der menschlichen DNA zu bewirken.
Die Kondensation ist ein Verfahren, bei dem die ca. 2 Meter lange DNA in spezieller Weise gefaltet wird, damit sie schließlich überhaupt in einen Zellkern passt.

Bei den Rauchern war nicht nur die Konzentration von Protamin 2 um 14% erniedrigt, sondern damit auch das Verhältnis von Protamin1 zu Protamin 2 so verändert, dass der notwendige Prozess der Chromatinfaltung so nachhaltig gestört wird, dass eine eingeschränkte Fruchtbarkeit der betroffenen Männer die Folge ist.

Empfehlung:
Bei der bekannten Datenlage sollten Frauen UND Männer, schon dann ganz auf das Rauchen verzichten, wenn sie ein Kind zeugen wollen.